Bericht vom RoboCup 2025 in Brasilien

Herausragender Erfolg der deutschen Teams bei der RoboCup-Weltmeisterschaft 2025 in Brasilien

Der 28. RoboCup wurde vom 15. bis 20. Juli in Salvador, Brasilien, ausgetragen. 250 Teams mit etwa 2000 Teilnehmenden aus 40 Ländern haben sich mit ihren unterschiedlichen intelligenten Robotersystemen in den Wettbewerben der Major- und Junior-Ligen gemessen. Dabei war das Interesse der Öffentlichkeit mit 60.000 Besucherinnen und Besuchern sowie vielen nationalen Medienberichten sehr groß. Ihnen wurden spannende Wettbewerbe mit intelligenten Fußball-, Rettungs-, Haushalts- und Produktionsrobotern geboten.

Die deutschen Teams erzielten dieses Jahr ein herausragendes Gesamtergebnis. In den Major-Ligen wurden fünf Weltmeistertitel sowie fünf weitere zweite und dritte Plätzen gewonnen. Während Deutschland letztes Jahr noch knapp hinter Japan in der Anzahl der ersten Plätze lag, konnten dieses Jahr die meisten Titel vor Japan und China und die meisten Medaillenplätze vor China und Japan errungen werden.

Hinzukommen zahlreiche individuelle Auszeichnungen durch erste Plätze in Technical Challenges und Best in Class Awards. Die deutschen Major-Teams waren dieses Jahr besonders in den Soccer- und Industrial-Ligen am erfolgreichsten. Ein wesentlicher Faktor für diesen Erfolg waren auch die RoboCup German Open im März, die die Entwicklungen der deutschen Teams wesentlich vorangebracht haben.

Aufgrund der langen Reisezeit von Asien nach Brasilien waren dieses Jahr weniger japanische Teams am Start. Chinesische Teams haben trotz der Reisezeit in der Summe der Medaillenplätze aufgeholt und u.a. alle Medaillenplätze in der Humanoid Soccer Adult Size Liga geholt. Man darf gespannt sein, wie die Ergebnisse beim RoboCup 2026 in Südkorea, in direkter Nachbarschaft von China und Japan, sein werden.

Auch die deutschen Junior-Teams konnten an die Erfolge des letzten Jahres anknüpfen und ein Weltmeister-Titel, einen zweiten und zwei dritte Plätze sowie ebenfalls zahlreiche Auszeichnungen erringen.

Eine weitere gute Nachricht gab es bei der Abschlussfeier des RoboCup 2025, als offiziell verkündet wurde, dass der RoboCup 2027 nach Nürnberg vergeben wird. Damit kehrt die RoboCup-Weltmeisterschaft nach 11 Jahren zurück nach Deutschland.

Darüber hinaus wurden vom Board of Trustees der RoboCup Federation weitreichende Veränderungen bekanntgegeben: Der RoboCup ist seit fast drei Jahrzehnten eine weltweit prägende Kraft für Robotik und KI – getragen vom Engagement und der Leidenschaft seiner Teilnehmenden. Angesichts rasanter technologischer Entwicklungen nutzt der RoboCup diesen historischen Moment, um sich neu aufzustellen: Künftig werden alle Fußball-Ligen unter dem gemeinsamen Fokus auf humanoide Robotik vereint. Zudem rücken humanoide Roboter auch in anderen Anwendungsbereichen wie Haushalt, Arbeit und Rettung stärker in den Mittelpunkt. Der RoboCup gestaltet aktiv die Zukunft intelligenter Robotersysteme – und lädt die globale Community ein, dieses neue Kapitel gemeinsam zu schreiben.

(Gruppenfoto der teilnehmenden Teams. Bildquelle: RoboCup 2025)

RoboCup Major Ligen

RoboCupSoccer

Standard Platform League  –  ein Team aus Deutschland holt den Titel

In der „Standard Platform League“  (SPL) spielen humanoide Roboter autonom gegeneinander Fußball in Teams von jeweils 7 oder 5 Spielern. Dabei setzen alle Teams das gleiche Roboter-Model ein – den humanoiden Roboter NAO der Firma Aldebaran. Der Fokus der Teams liegt gänzlich auf der Programmierung der Roboter. Da alle Roboter bis auf kleine Unterschiede in der Abnutzung gleich sind, setzt sich das Team durch, dass es schafft, die beste Künstliche Intelligenz für die Roboter zu entwickeln. Die besten Teams legen die Quellen ihrer Programme nach der Meisterschaft offen. So können die Teams sich gegenseitig inspirieren oder sogar Teile der Programme direkt übernehmen, was zur einer schnelleren Entwicklung des Leistungsstands der gesamten Liga beiträgt.

Das Team B-Human, das an der Universität Bremen und dem DFKI in Bremen beheimatet ist, hat in diesem Jahr zum wiederholten Mal den Meistertitel verteidigen können. Dabei gewann das Team alle Spiele mit einem beeindruckenden Abstand und konnte sich auch im Finalspiel gegen das Team RoboEireann aus Irland souverän mit 3:0 durchsetzen. Insgesamt haben fünf Teams aus Deutschland es unter die besten acht Mannschaften der Liga geschafft.

Bei der diesjährigen Technical Challenge (Technischer Wettbewerb) “KICKin’ Rollin’ Challenge” musste ein rollender Ball direkt aus seiner Bewegung in das Tor geschossen werden. Auch bei diesem Wettbewerb hat das Team B-Human die meisten Punkte erreicht und damit den  ersten Platz geholt. Den zweiten Platz belegte das Team HULKs der Technischen Universität Hamburg

Eine Übersicht aller Ergebnisse ist hier zu finden: https://spl.robocup.org/results-2025/

Standard Platform League – Siegerfoto „B-Human“ aus Bremen (Quelle JT Genter)

Standard Platform League – Finalspiel: B-Human (Deutschland) gegen RoboEireann (Irland) (Quelle JT Genter)

Small Size League (SSL)

Den TIGERs Mannheim von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim gelang erneut eine eindrucksvolle Titelverteidigung gegen Team ZJUNlict aus China. Im Finale zeigten die 11 gegen 11 kleinen rollenden autonomen Roboter beider Teams ein erstaunliches Geschick mit dem Ball und spielten sich immer wieder gegenseitig im Zweikampf aus. Aber erst die beeindruckenden Pass-Staffetten öffneten die gegnerische Verteidigung und erlaubten den Schuss aufs Tor. Am Ende musste sich das Team aus China dem deutschen Titelverteidiger mit 5 : 0 deutlich geschlagen geben.

Auch das Team ER-Force von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg trat in der Division A an und erreichte dort den 5. Platz.

TIGERs Mannheim gewann zudem die diesjährige Technical Challenge, in der möglichst viele Pässe gegen gegnerische Teams erzielt werden mussten. Auch den Most Helpful Team Award gewann das Team unter anderem für die Unterstützung beim Aufbau und beim Streaming der Division A Spiele.

ER-Force gewann den Best ETDP Award für das beste Qualification Paper.

Gruppenfoto der SSL-Teams beim RoboCup 2025 (Quelle: TIGERs Mannheim)

Humanoid League

Der Überraschungssieger in der Humanoid KidSize League dieses Jahr kommt aus Leipzig!

Das Team HTWK Leipzig von der Fachhochschule Leipzig ist dieses Jahr zum ersten Mal nicht nur in der Standard Platform League sondern auch in der Humanoid KidSize League angetreten – und hat direkt den Pokal für den ersten Platz mit nach Hause gebracht. Dafür haben sie einen der seit neustem verfügbaren humanoiden Roboter der Firma Booster Robotics genutzt, die auch einer der neuen Hardware-Partner der Humanoid League sind. Dieser Roboter ist nicht nur unglaublich schnell unterwegs – das Team der HTWK konnte  vor allem auch von dem guten Zusammenspiel ihrer Roboter profitieren, das sie über die letzten Jahre in der Standard Platform League perfektioniert haben. Neben dem Gewinn im Hauptturnier konnten die Leipziger auch die Drop-In Challenge für sich entscheiden, bei der das Zusammenspiel mit Robotern aus verschiedenen Teams getestet wird.

Das zweite deutsche Team in der KidSize, die WF Wolves von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, konnten dieses Jahr ebenfalls einen Erfolg feiern: Sie kamen bei den Technical Challenges auf den zweiten Platz. Im Turnier schieden sie leider im Viertelfinale gegen den diesjährigen Vizemeister aus.

Humanoid League KidSize – Siegerfoto (HTWK Leipzig)

Simulation League

In der 2D Simulationsliga stand mit FRAUnited von der Hochschule Frankfurt erstmals seit vielen Jahren wieder ein deutsches Team auf dem Treppchen auf Platz drei.

In der 3D Simulationsliga erreichte MagmaOffenburg von der Hochschule Offenburg zum achten Mal in folge den Vizeweltmeistertitel. Im Finale setzte sich der alte und neue Weltmeister FC Portugal durch, dritter wurde Dionysus aus China. Den Sieg in der Technical Challenge, bei der erstmals der neue Simulator der Liga zum Einsatz kam, holte sich MagmaOffenburg.

RoboCupRescue

Rescue Robot League

Der RoboCup 2025 stand für die deutschen Teams der Rescue Robot League unter keinem guten Stern. Aufgrund zu hoher Transportkosten konnten zwei Teams ihre regulären Wettbewerbsroboter nicht einsetzen. Beim dritten Team haben Hardware-Probleme des Roboters für einen Komplettausfall im Halbfinale gesorgt. Daher konnten die drei besten deutschen Teams, die normalerweise Kandidaten für das Podium oder eine Auszeichnung sind, dieses Jahr lediglich den „Best Team Description Paper Award“ (für das Team AUTONOHM aus Nürnberg) gewinnen.

Rapidly Manufactured Robot Challenge (RMRC)

Team CJTEC vom Christoph-Jacob-Treu Gymnasium in Lauf an der Pegnitz konnte aufgrund unglücklicher Umstände seine starke Leistung aus der Vorrunde nicht fürs Finale umsetzen. Allerdings konnte das Team eindrucksvoll alle 5 Preise der Liga für besondere Leistungen (Autonomy, Dexterity, Mobility/Maneuvering, Open Source and Innovation, Sensor Test) gewinnen und darüber hinaus die „Rapidly Manufactured Robot Team Challenge“ zusammen mit dem Team „Bits x Mis Venas“ aus Uruguay.

RoboCup@Home

In den zwei Kategorien von @Home waren 17 Teams am Start. In der offenen Klasse (Open Platform League – OPL) konnte das Team NimbRo@Home der Universität Bonn den 2. Platz im Wettbewerb der intelligenten und vielseitigen mobilen Haushaltsroboter belegen. In einem spannenden Finale musste sich das Team nur gegen den ehemaligen Weltmeister von 2023 Tidyboy aus Südkorea geschlagen geben! Im Finale zeigte  Team NimbRo eine ausgezeichnete Leistung und ließ den Roboter Türen öffnen, Müll vom Boden aufheben und Schranktüren schließen.

Das ist eine fantastische Leistung, wenn man bedenkt, mit welchen Problemen das Team zu kämpfen hatten, angefangen damit, dass es den Roboter erst am zweiten Wettbewerbstag erhielt und daher einige Aufgaben verpasste, bis hin zu größeren Hardwareproblemen.

In der Standard-Plattform Liga (Domestic Standard Platform League – DSPL) war kein deutsches Team am Start. Es gewann das Team Hibikino-Musashi aus Japan.

Roboter von NimbRo@Home im Finale der @Home-Liga (Quelle: NimbRo, Universität Bonn, https://www.ais.uni-bonn.de/nimbro/@Home/)

RoboCupIndustrial

Textfeld: RoboCup@Work League	 	 	                                       

In diesem Jahr entwickelte sich der Wettkampf zu einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Weltmeister von 2022, den B-it-Bots von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, und dem amtierenden Weltmeister, dem Team SWOT von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Am Ende konnten die B-it-Bots den Titel mit einem knappen Vorsprung für sich entscheiden – sie siegten mit 9551 zu 9292 Punkten. Den dritten Platz belegte das Team der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Damit gingen alle Podestplätze in der @Work-Liga an deutsche Teams – und das, obwohl das Teilnehmerfeld in diesem Jahr besonders international besetzt war, mit insgesamt neun Teams aus Deutschland, den USA, Brasilien, den Niederlanden und Uruguay.

RoboCup Logistics League

In einem in diesem Jahr ausgedünnten Feld konnte sich Team Carologistics von RWTH Aachen und FH Aachen erfolgreich gegen die Konkurrenz aus Mexiko und Japan durchsetzen und schaffte es mit einer hervorragenden Performance den bisherigen Highscore der Liga auf 580 Punkte zu verbessern.

Ein Carologistics-Roboter interagiert mit einer Produktionsmaschine in der Logistik-Liga.

RoboCupJunior Ligen

Auch beim RoboCupJunior waren die deutschen Teams erfolgreich.

In der Liga OnStage konnte das Team Nutella Brötchen, vom Lessing-Gymnasium Neu-Ulm, den begehrten Titel und ersten Platz gewinnen. Zusätzlich konnten sie mit ihrem SuperTeam auch den ersten Platz holen.

In der Liga Soccer 2vs2 Open belegte das Team Faabs auch vom Lessing-Gymnasium Neu-Ulm den dritten Platz.

Auch in der Liga Rescue Line waren die deutschen Teams erfolgreich. Das Team Offroad vom SFZ Tuttlingen ist mit ihrem 2. Platz Vize-Weltmeister geworden.

In der Kategorie Rescue Maze erreichte das Team Bodensee Dogs vom Gymnasium im Bildungszentrum Markdorf den 3. Platz. Den Preis für die Best Präsentation erhielt das Team Jak und Jonas vom SFZ Tuttlingen.
Das Team „Nutella Brötchen“ vom Lessing-Gymnasium Neu-Ulm nach der Erreichen des 1. Platz in der Kategorie OnStage (Quelle: Lessing Gymnasium Neu-Ulm)

Ausblick auf 2026

Die deutschen Teams haben als Nächstes die RoboCup German Open im Frühjahr 2026 gefolgt von der RoboCup-Weltmeisterschaft Anfang Juli 2026 in Incheon, Südkorea, im Blick.

Für die Junior-Teams startet mit dem neuen Schuljahr im Herbst bereits die Vorbereitung auf die dezentralen deutschen Qualifikationsturniere an acht Standorten in Deutschland, über welche sich die besten Teams für das Junior-Finale bei den RoboCup German Open 2026 qualifizieren werden.