In der Liga der humanoiden Roboter spielen Teams autonom laufender Roboter mit Armen und Beinen und menschenähnlichen Sinnen gegeneinander Fußball. Sie treten in zwei Größenklassen an: Roboter bis 1 m spielen in der KidSize, Roboter zwischen einem und zwei Meter in der AdultSize. Bei den RoboCup German Open 2024 finden die Wettbewerbe in der KidSize-Disziplin statt. Es wird aber auch ein Roboter aus der AdultSize ausgestellt, dieser ist tatsächlich fast so groß wie ein erwachsener Mensch.
Da die Teams in der Humanoid League ihre Roboterhardware in der Regel selbst entwickeln, gibt es klare Regelvorgaben für die Maße und welche Sensoren und Aktuatoren erlaubt sind. Dynamisches Gehen, Laufen und Schießen des Balls unter Beibehaltung des Gleichgewichts, visuelle Wahrnehmung des Balls, anderer Spieler und des Spielfelds, Selbstlokalisierung und Teamspiel gehören zu den vielen Forschungsfragen, die in der Humanoid League untersucht werden.
Obwohl die Humanoid League nicht zu einer der ersten etablierten Ligen im RoboCup gehört, ist sie dem Ziel des RoboCups, 2050 gegen den dann amtierenden Weltmeister im Menschenfußball in einem fairen Spiel anzutreten, am nächsten. Denn ein faires Spiel bedeutet eben auch, dass die Voraussetzungen der Roboter ähnliche sein sollten wie die der Menschen: Das Laufen auf zwei Beinen, die Wahrnehmung mit nur zwei Kameras, die ein Sichtfeld ähnlich dem eines Menschen erlauben, und auch die Einschränkung auf weitere Sensoren, die einem Menschen ähnlich sind. Seit der Etablierung der Liga gibt das 2050-Ziel die Weiterentwicklung der Regeln vor, in dem Sensoren weiter eingeschränkt werden und die Regeln denen der FIFA immer ähnlicher werden.
Die Spiele der Humanoid League sehen oft noch mechanischer und weniger flüssig aus als die der anderen Fußball-Liegen. Das liegt daran, dass das stabile Laufen auf zwei Beinen noch immer ein sehr schwieriges Problem in der Forschung darstellt, besonders wenn die Roboter von den Teams selbst entwickelt und hergestellt werden. Spannend sind die Spiele trotzdem, denn in dieser Liga sehen die Roboter alle ganz individuell aus und im Spiel sieht man schnell, welche Vor- und Nachteile bestimmte Hardwareentscheidungen mit sich bringen und auch wie unterschiedliche Software-basierte Fähigkeiten sich auswirken.
Ein Highlight der RoboCup German Open 2024 wird auch ein Demo-Spiel eines Humanoid KidSize Teams gegen ein Team mit autonomen NAO-Robotern der Standard Platform sein. Diese spielen nach ähnlichen Regeln, die Teams dürfen ihre Roboter allerdings nicht selbst entwickeln, haben dafür ein größeres Sichtfeld als ein Mensch. Welche Roboter werden im direkten Vergleich wohl den größeren Vorteil haben?
Eines der vielversprechendsten Teams sind die Hamburg Bit-Bots. Sie haben in der letzten Virtual Season, der Simulationsliga der Humanoid League, die mit den 3D-Modellen der Team-Roboter und den gleichen Regeln in der Simulation spielt, den ersten Platz erzielt. Das Team NimbRo, das seinen AdultSize-Roboter ausstellt, sind seit sie 2017 in die AdultSize-Klasse gewechselt sind, dort ungeschlagene Weltmeister.
„Der RoboCup hat mich 2008 überhaupt erst zum Informatikstudium gebracht“, sagt die Vorsitzende der Humanoid League Dr. Maike Paetzel-Prüsmann, Associate Research Scientist bei einem internationalen Entertainmentunternehmen mit Sitz in Zürich. „RoboCup-Wettbewerbe sind ganz anders als wissenschaftliche Konferenzen – man hilft sich mit Werkzeug und Tipps aus, es ist tatsächlich eine große Forschungsgemeinschaft. Dieses Gefühl des Miteinanders ist beim RoboCup einzigartig und bewegt viele Studierende tatsächlich in die Wissenschaft zu gehen. Meine eigentliche Forschung in der Mensch-Roboter-Interaktion ist zwar inzwischen nicht mehr ganz bei den humanoiden Robotern angesiedelt, aber es ist mir noch immer eine Herzensangelegenheit, den Teams dieses Erlebnis und den damit verbundenen Boost für ihre Forschung zu ermöglichen.“
Paetzel-Prüsmann unterstreicht:“ Der RoboCup ist mehr als ein Wettbewerb. Er ist eine internationale Gemeinschaft, in der zusammen an den wissenschaftlichen Fragestellungen der Roboter von Morgen gearbeitet wird. Wer diese Gemeinschaft einmal auf einem Wettbewerb erlebt hat, der bleibt dabei. Über die Jahre habe ich viele Studierende begleitet, die im Bachelor zu einem Team dazu gestoßen und am Ende bis nach der Promotion geblieben sind. Denn nirgendwo wird Wissenschaft so greifbar und lebendig wie auf RoboCup-Turnieren.“